"Offensive
für das Eichsfeld" 26.02.2000
"SPD-Fraktion
bedauert das Nein der CDU"
04.03.2000
"Staatsprämie
für Stute Eileen"
01.04.2000
"Für
Angleichung der Lebens-
verhältnisse"
08.04.2000
"Träume
von Kontinenten und Prozenten" 09.04.2000
"Freundlich,
doch mit Seitenhieb gen CDU"
03.05.2000
"Er
setzt auf den Mut zur Veränderung"
03.05.2000 |
|
Er setzt auf
den Mut zur Veränderung
Heinz Funke: Menschen
stärker einbeziehen
|
Eichsfeld.
(tlz) Er hört gern Bach und Mozart. Nicht nur bei Konzerten und
daheim, sondern auch im Auto auf dem Weg vom oder zum Gericht.
Energie zu sammeln, der Seele Frischluft zu geben im von Terminen
gejagten Alltag eines Anwalts. Ein geistreicher Mensch, der Freude
hat am Schönen und Wertvollen. Intellektuell, doch nicht gehoben,
wie seine Freunde meinen. Und der da Bob Dylan einen seiner
Lieblingsmusiker nennt, mit geschliffener Rede im Gerichtssaal für
seine Mandanten ebenso streitet wie er sich stundenlang in
Gesetzestexte vertiefen kann und messerscharf zu analysieren weiß, kann
auch mit der Forke umgehen und die Zügel halten, wenn er abends
oder am Wochenende bei seinen Gespannpferden ist. Heinz Funke –
Rechtsanwalt von Beruf, Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins
„St. Martin“ und Vorsitzender der Kreistagsfraktion der SPD.
|
Was
trieb den heute 51-Jährigen vor drei Jahren in die SPD, was dazu,
am 14. Mai für das Landratsamt zu kandidieren? Ehrgeiz, Übermut?
Die Antwort gibt er mit der Schlagzeile auf seinem Wahlplakat:
„Mut zur Veränderung“. Die seiner Meinung nach „lange Zeit
zu schwache Vorstellung meiner Partei, der SPD“ und vor allem
die „in der letzten Wirkung Ein-Parteien-Landschaft im
Eichsfeld“ habe ihn gestört, weil „Demokratie mehr braucht,
auch eine starke Opposition“. Und da er mit seiner Meinung nicht
hinter dem Berg hielt, sprachen ihn die Sozialdemokraten zwecks
Kandidatur an. „Wer A sagt, muss auch B sagen“, so Funke. Politik habe für ihn vor allem mit Einsatz für
Schwächere zu tun. Forsch, begeistert geht er die Kandidatur an,
wissend, dass es schwer ist, gegen einen Mann wie Landrat Henning
anzutreten. Um einen inhaltlichen Wahlkampf gehe es ihm, nicht um
Persönliches. „Die absoluten Mehrheiten der CDU in Kreistag und
kommunalen Räten brauchen ein Gegengewicht“, so Funke.
|
|
Der Heiligenstädter Rechtsanwalt Heinz Funke - hier im Gespräch
mit seiner Kanzleimitarbeiterin Nancy Rolapp - tritt an, neuer
Landrat für das Eichsfeld zu werden. Foto:tlz/ebe
|
„SPD
die Alternative“
Felsenfest überzeugt, dass die SPD eine „durchaus wählbare
Alternative auch im Eichsfeld ist“, will er Verkrustungen
aufbrechen zu einem „breiteren Verständnis von Demokratie
und stärkerer Mitnahme der Bürger in die Politik“. So
verstehe er auch seinen Vorschlag zum „Runden Tisch“ für
Jugend uns Soziales, sei überrascht, mit welch unnötiger
Polemik reagiert wurde“. „Gerade in der Kommunalpolitik
sollten die Menschen das Feld nicht nur den Politikern überlassen“,
wirbt Funke für mehr Bürgerbeteiligung, wünscht sich über
die „ausgefeilte Jugendhilfe im Landkreis hinaus eine stärkere
Einbeziehung von Jugendlichen in die
Entscheidungsprozesse“. Ungenügend berücksichtigt sieht
er im Landkreis Projekte für arbeitslose Jugendliche. Bei
den insgesamt guten Konditionen, die der Kreis habe, müsse
mehr getan werden, „Angebote für Jugendliche, die von der
Arbeitslosigkeit betroffen sind, zu schaffen“. Darüber könne
er sich genau so ärgern wir über die „ja hinlänglich
bekannte schleppende Abarbeitung von Widersprüchen der Bürger
gegen die Abwasserbeitragsbescheide“.
Gegen kommunalpolitische Ungerechtigkeiten und
Ungereimtheiten, die „Unkultur und Rechthaberei“, gegen
„nach zehnjähriger Herrschaft einer Partei drohende
Erstarrung, Filz“ zieht er leidenschaftlich zu Felde. Manchmal, das räumt er
ein, sei er zu impulsiv, zu direkt. Doch gehe es ihm um die
Sache, nicht um persönliche Verletzungen. Angriff und
Verteidigung sind Heinz Funke aus seiner beruflichen Praxis
vertraut. Er kann austeilen, auch einstecken. Und zornig
werden, so ihn jemand als den „Besserwessi“ hinstelle,
als einen, der ja „nacht ach so langer Zeit erst wieder
zurückgekommen sei“.
Kontakt riss
nie ab
Nein, aus seiner
damaligen Fluchte aus der DDR, als er bei Teistungen mit
einem Klassenkameraden über die Grenze ging, macht Heinz
Funke kein Heldenepos. Jung, 14, sei er gewesen, habe den
Drang nach Freiheit verspürt. Ihm hätten sich so „die
ungleich größeren Möglichkeiten im Westen“ eröffnet,
spricht er aber mit größten Respekt von denen, die
hierblieben, so manches auf sich nehmen mussten. Den Kontakt
zur Heimat ließ Funke nie abbrechen, blieb mit seinen Eltern
und Geschwistern in enger Verbindung und so auf dem Laufenden
vom Geschehen in der DDR. Mit den durch den Grundlagenvertrag
1972 eröffneten Besuchsmöglichkeiten kam er seit 1972 jedes
Jahr zu Besuch „nach Hause“. Gut erinnert er sich an den
letzten DDR-Aufenthalt vor dem Fall der Mauer, Anfang Mai
1989. Eineinhalb Jahre zuvor war ein Bruder von ihm auf der
Besuchsreise im Westen geblieben. Im Mai’89 hatte dessen
Frau die Ausreiseerlaubnis bekommen. Funke half quasi beim
Kofferpacken.
Das wenige Monate darauf, die Mauer fallen, er ein Jahr später
nach Heiligenstadt umziehen würde, habe er damals „nicht
zu träumen gewagt“. Warum er als erfolgreicher Anwalt in
Frankfurt wieder ins Eichsfeld kam? Dies zu tun, habe ihn ein
Schwager angesprochen. Er habe es als Herausforderung
gesehen, hier neu als Anwalt zu beginnen. Die Zelte in
Frankfurt abzubrechen, sein gewohntes Umfeld mit
Freundeskreis zu verlassen, sei ihm und seiner Frau nicht
leicht gefallen. Aber nach fast zehn Jahren fühlt er sich im
Eichsfeld wieder daheim.
Bedenkzeit hatte sich Funke ausgebeten, als die SPD ihn
ansprach, zur Landratswahl ins Rennen zu gehen. Er sagte zu,
weil „frische Politik auch im Landratsamt und dem Kreis gut
täte“, wie er meint, er versuchen wolle, mehr Menschen
mitzunehmen in die politische Arbeit. Rot nennt Funke im
Wahlflyer seine Lieblingsfarbe. Passt genau, könnte
Voreiligkeit den Bezug zur Partei herstellen. So kämpferisch
Funke im Kreistag als SPD-Fraktionschef auftritt, so scheint
er doch nicht so recht ins Eichsfelder Bild vom
Sozialdemokraten zu passen. Praktizierender Katholik, nun ja.
Aber auch einer, der, wie er meint, von
„Wertkonservativem“ viel und von Parteiideologie gar
nichts hält. Toleranz sei ihm wichtig. Die SPD sieht er
weniger als die große Partei, sondern Gemeinschaft, die
Ideen entwickeln muss, „mit den Menschen, für Sie“.
BIOGRAFISCHES
Heinz Funke ist gebürtiger Eichsfelder.
Am 3. Dezember 1948 erblickte er in Küllstedt das Licht der
Welt, wuchs mit seinen sieben Geschwistern in einem
christlich geprägten Elternhaus auf. Von 1955 bis 1963
besuchte er die POS in Worbis. Mit einem Freund setzte er
sich in den Westen ab. Dort legte er 1969 das Abitur am
Aufbaugymnasium in Bensheim ab, studierte anschließend Jura
an der Goethe-Universität in Frankfurt/Main. 1974 legte er
sein erstes, zwei Jahre später sein zweites Staatsexamen ab.
Seit 1977 arbeitet er als selbstständiger Rechtsanwalt –
zunächst in Frankfurt/Main, seit fast zehn Jahren in
Heiligenstadt.
Mitte 1990
zog es ihn auf das Eichsfeld zurück. Er übersiedelte
mit seiner Frau Christina, mit der er seit über 30 Jahren
verheiratet ist, nach Heiligenstadt. Das Ehepaar Funke hat
einen Sohn (30).
Als Student engagierte sich Heinz Funke in der Studentenbewegung. Seit
1997 ist er Mitglied der SPD, seit 1999 Abgeordneter und
Fraktionsführer der SPD im Kreistag sowie Stadtrat in
Heiligenstadt.
ANDERE ÜBER IHN
SPD-Kreisvorsitzender Hans-Jürgen Döring:
Heinz Funke ist ein ideenreicher und mit
Sachverstand handelnder Kommunalpolitiker, der die nötige
Auseinandersetzung mit der politischen Konkurrenz nicht
scheut. Ich bin überzeugt, er wird frischen Wind auch ins
Landratsamt bringen – und das tut uns allen gut.
Landrat
Dr. Werner Henning (CDU):
Herr Funke hat lange Jahre im westlichen
Politikbetrieb gelebt und versucht nunmehr, die dort eingeübten
Gegnerschaften auf das Eichsfeld zu übertragen.
Rechtsanwältin Manuela Simon:
Ich arbeite seit sieben Jahren in der
Kanzlei mit Herrn Funke zusammen. Er ist ein guter Anwalt mit
sehr viel Erfahrung und ausgeprägtem Sinn für
Gerechtigkeit. Ich schätze seine Vielseitigkeit und
Belesenheit.
Andreas Rinke vom Reit- und Fahrverein:
Über das gemeinsame Hobby Pferdesport und Gespannfahren lernte ich ihn
kennen. Für die Interessen des Vereins engagiert er sich
sehr. Die Opposition hat mit Heinz Funke an Profil gewonnen.
Er macht sich vor allem für soziale Belange stark.
|
„Mehr Sachverstand in Verwaltung
holen“
15 Fragen politischer und persönlicher Natur an den Eichsfelder
Landatskandidaten Heinz Funke
|
Heimat, Eichsfeld, Ihre Stadt – was
bedeutet das für Sie? |
Heinz Funke: |
Heimat ist der Ort und
Raum, in dem jemand lebt und seine Wurzeln hat. Hier habe ich
die Hälfte meines Lebens verbracht, hier bin ich
aufgewachsen und hier lebe ich wider seit rund zehn Jahren.
|
W
as sagt Ihre Familie, Ihre Frau zu
Ihrer Kandidatur? |
Heinz Funke: |
Meine Frau und mein Sohn
respektieren meine Entscheidung zur Kandidatur. Meine Frau
sorgt sich manchmal, mein Sohn findet den Wahlkampf spannend.
|
Welches sind Ihre Vorbilder? Warum? |
Heinz Funke: |
Nelson Mandela: Er hat sich
sein Leben lang – gewaltlos – für die Gerechtigkeit
seiner Landsleute eingesetzt, auch um den Preis persönlicher
Verfolgung. Vasco da Gama: Er hatte den Mut loszusegeln, ohne
dass sicher war, wo er ankommt. Dadurch hat er neue Ufer und
neue Länder entdeckt. Willy Brandt: Er hatte die Größe,
Unrecht zuzugeben und um Verzeihung zu bitten. Seine Haltung
hat den kalten Krieg überwunden uns seine Ostpolitik hat die
Grundlagen dafür geschaffen, dass sich die Grenzen öffnen
konnten.
|
Was bedeutet für Sie Glück? |
Heinz Funke: |
Ein Mosaik aus kleinen
Freuden.
|
Was können Sie nur mit Humor ertragen? |
Heinz Funke: |
Nun, das
Ossi-Wessi-Gequatsche.
|
Könnten Sie eine Landkreisregierung
bilden, müssten fünf Nichtpolitiker nehmen, wen würden Sie
rufen? |
Heinz Funke: |
Ich würde versuchen, den
im Kreis vorhandenen Sachverstand (Wirtschaftsfachleute) in
die Verwaltung zu holen. Persönlich würde ich gelegentlich
Propst Durstewitz um Rat fragen, vor allem, wenn es um grundsätzliche
Wertentscheidungen und um Fragen von Toleranz und politischer
Kultur geht.
|
Können Sie Kritik ertragen? |
Heinz Funke: |
Da habe ich leider
Schwierigkeiten, ich bemühe aber mich darum.
|
Wann
würden Sie von sich sagen: "Ich bin
zufrieden." |
Heinz Funke: |
Wenn
mir ein Vorhaben gelungen ist, wenn ich in
Übereinstimmung mit mir selbst bin.
|
Wie
lautet Ihr Handlungsmotiv, Ihr Leitspruch? |
Heinz Funke: |
Gott
gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich
nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich
ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen
zu unterscheiden.
|
Wie
sähe der Landkreis aus, wenn Sie alles nach Ihren
Vorstellungen gestalten könnten? |
Heinz Funke: |
Besser
und ausgewogener: Es gäbe eine leistungsfähige und
bürgernahe Verwaltung, eine funktionierende
Rechtsaufsicht und mehr Rechtssicherheit. Bei Vergaben
der öffentlichen Hand würde ich auf kostendeckende
Angebote achten. Die Kreisverwaltung darf sich selbst
nicht an dem ruinösen Wettbewerb zu Lasten des
Mittelstandes beteiligen.
|
Wo
sehen Sie im Landkreis das größte Problemfeld? |
Heinz Funke: |
In
der nach wie vor zu hohen Arbeitslosigkeit, den
fehlenden Ausbildungsplätzen und der hohen Belastung
der Bürger mit Abgaben.
|
Hätten
Sie drei Wünsche frei, wie würden diese lauten? |
Heinz Funke: |
Eine
Segeltour rund um den Atlantik; als Zweites, gut
Klavier spielen zu können; den dritten Wunsch verrate
ich nicht.
|
Was
für ein Buch haben Sie zuletzt gelesen? |
Heinz Funke: |
Matthias
Horx, Das Zukunfts-Manifest, Aufbruch aus der
Jammerkultur.
|
Was
für Hobbys haben Sie? |
Heinz Funke: |
Lesen
und Bücher sammeln sowie mit meinem Pferdegespann
fahren.
|
Was
machen Sie, wenn Sie nicht gewählt werden? |
Heinz Funke: |
Meine
bisherige Arbeit als Anwalt und als Fraktionsführer
der SPD im Kreistag fortsetzen.
|
|
Aus der TLZ
Eichsfeld vom 03.05.2000 |
|